Mittwoch, 4. November 2009
Die sprechende Katze
In manchen Nächten sollte man sich lieber gar nicht erst schlafen legen. Wenn man hinterher ja doch nur völlig gerädert wieder aufwacht. Wenn man es vorher wüsste. Was einen da anstrengedes erwartet.
Dabei find alles ganz harmlos an. Und amüsant eigentlich. Da war diese Katze, die laut und deutlich zu mir sagte: Ich bin müde, ich möchte jetzt schlafen gehen. Oder auch: Ich habe Hunger, ich möchte etwas zu fressen haben.
Das begeisterte mich. Eine sprechende Katze! Musste ich gleich meiner Mutter erzählen gehen. Anscheinend lebte ich noch bei ihr. Oder sie bei mir. Wie auch immer, ich suchte sie, und da hörte ich auch bereits schon ihre Stimme. Wartete aber lieber noch ein Weilchen, denn sie war gerade mit dem Schornsteinfeger zu Gange. Da wollte ich lieber warten, bis der fertig ist mit seiner Arbeit. Ich hörte noch, wie sie ihm sagte, he, Sie sind ja so schmutzig, ich biete Ihnen eine reinigende Dusche an. Na, dann zog ich mich lieber zurück. Und hörte plätscherndes Wasser. Guckte dann nach einer Weile nach dem Rechten und musste zu meinem Erstaunen entdecken, dass meine Mutter mit dem Schornsteinfeger zusammen in der Wanne lag. Das war ganz schön eng, waren sie doch beide recht beleibt. Ein zweiter Schornsteinfeger schaute zu, auch dieser war bereits entkleidet. Ich vermutete, mit meiner Geschichte von der sprechenden Katze hier keine Punkte machen zu können, überließ die Leute ihren Badefreuden und zog mich erneut zurück. Worauf dann der anstrengende Teil folgen sollte.
Ich musste mich konzertfertig machen. Freute mich, dass die rote Hose, die ich schon so lange nicht mehr angehabt hatte, wieder passte, und zog sie an. Schwarzer Pulli dazu, schwarze Schuhe, fertig. Meine Mutter stand plötzlich wieder neben mir und fand mich schick. Ich betrachtete mich im Spiegel und dachte, hä? Konzert? Rote Hose? Geht ja gar nicht. Also rote Hose wieder ausgezogen, schwarze Hose angezogen, weiße Bluse dazu, auch hier erstaunt, dass sie mir passte, schwarze Schuhe dazu und wieder der Blick in den Spiegel. Hä? Konzert? Weiße Bluse? Geht ja gar nicht. Bin ja schließlich keine Chordame. Also weiße Bluse wieder ausgezogen, schwarzen Pulli angezogen, Blick in den Spiegel. Oh wei, da stelle ich fest, dass die Hose zwar schwarz, aber eine Sporthose ist. Geht ja gar nicht. Also Sporthose wieder ausgezogen, Konzerthose angezogen, Schuhe dazu, fertig. Na, das hatte ja ganz schön lange gedauert. War ich also schon ganz schön spät dran inzwischen. Schnell die Streichquartettnoten geschnappt und ab ins Auto. Auf halbem Weg plötzlich bemerkte ich, dass ich die Geige vergessen hatte und auch die Orchesternoten, denn im Konzert sollte sowohl Streichquartett als auch Orchestermusik dargeboten werden. Zu Fuß geht es sicher schneller nach Hause zurück, dachte ich mir, also parkte ich das Auto und machte mich auf den Heimweg. Wurde dabei fast von zwei Saarbahnen überrollt und musste über Horden von Schulkindern mit ihren Schulranzen klettern, die allerorten die Bügersteige blockierten. Zu Hause angekommen den Geigenkasten samt Orchesternoten geschultert, zurück zum Auto gelaufen und weitergefahren. Auf einem Parkplatz angekommen. Wo ich feststellen musste, dass das Konzert gar nicht in diesem Schlösschen stattfand, sondern in einem ganz anderen. Wollte also wieder runterfahren von dem Parkplatz, da baute sich ein Parkwächter vor mir auf und verlangte, mein Ticket zu sehen. Ich sagte ihm, dass ich gar nicht geparkt hätte, dass ich mich verfahren hätte und alles ein Irrtum sei. Und dass ich jetzt auch wirklich keine Zeit hätte, länger mit ihm zu diskutieren, schließlich müsste ich zu einem Konzert und sei schon recht spät dran. Nach längerem Hin und Her ließ er mich schließlich ziehen, jedoch nicht, ohne vorher noch ein Beweisfoto von mir und dem Auto zu machen. Dann verfuhr ich mich ein weiteres Mal, stieß dabei allerdings auf die andern drei Quartettmitglieder, die in Fahrgemeinschaft unterwegs waren. Sie machten mich darauf aufmerksam, dass ich ja reichlich spät dran sei, denn schließlich müssten sie ja nicht erst parken, sondern könnten direkt vor Ort einfach aus dem Auto steigen. Dass die Cellistin, die das Auto steuerte, dasselbe Problem hatte wie ich, schien ihnen nicht bewusst zu sein. Ich erklärte, warum ich so spät sei. Unser erster Geiger fand meine langwierige Umziehaktion vollkommen unnötig und behauptete, es sei besser, in roter Hose zu spielen, als zu spät zu kommen. Und die Bratscherin meinte, sie wäre auch nicht wegen eines fehlenden Instruments zurückgefahren, sondern hätte darauf gebaut, dass ihr ein Kollege mit einem Zweitinstrument weiterhelfen würde. Dies alles wurde diskutiert, während wir das letzte Stück zum Konzertort entgegen einer Einbahnstraße liefen, in Trier, in der Nähe des Verteilerkreises.
Hier endete dann mein Traum. War ja schließlich auch anstrengend genug.
Da lobe ich mir doch den Traum von der vorhergehenden Nacht. Der war zwar durchaus skuril, aber doch bei weitem nicht so kräftezehrend.
Ich lag noch im Bett und die Drittklässlerin kam zu mir und erzählte mir, es sei eine Frau dagewesen, die ich aus dem Internet vom bloggen her kennen würde, und sie hätte mir ihren Liebling dagelassen. Den sollte ich betreuen und ich wüsste schon Bescheid. Und die Kinder hätten also den Liebling in Empfang genommen, wollten aber jetzt doch, dass ich mich um ihn kümmere. Dabei kann es sich ja nur um die Frau Herzbruch und ihren Beebie Ona handeln, dachte ich mir und warf einen Blick auf den Kleinen. Ich war zutiefst erschüttert. Der Beebie sah aus wie ein Hamster. Also jetzt nicht irgendwie nur so pausbackig, nein, der war auch nur etwa fünf Zentimeter groß und mit Fell und spitzen Zähnen. Nicht gerade ein schönes Kind, nicht das, was man sich so wünscht als Mutter. Und dabei schrieb die Frau Herzbruch doch immer, der sei so groß, der Ona, und sie hatte auch ganz andere Bilder in ihrem Blog. Alles Verdrängung, alles Verdrängung, dachte ich mir, klein ist der, extrem klein, kaum größer als eine Maus, der Ona. Der Sechstklässler also brachte mir dieses Nagetier-Kind ans Bett, es schlupfte unter die Bettdecke und es war gar nicht einfach, es wieder einzufangen. Flauschiges Fell hatte es am ganzen Körper, das Kind, nur der Kopf war noch recht spärlich behaart. Schlohweiße, nur wenige Millimeter kurze dünne Haare hatte es, und rosa schimmerte die Kopfhaut durch. Einen Hals hatte dieses Kind nicht, sondern der Kopf war komplett in den Schultern verborgen. Nicht schön. Gar nicht schön. Aber das sagte ich ja bereits schon. Das Kind fletschte die Zähne und wenn man genau hinguckte, dann sah man blaue Funken sprühen zwischen den kleinen spitzen Mausezähnen. Nun gut, ich kuschelte den kleinen Kerl, flauschig war er ja immerhin. Immer wieder versteckte er sich unter der Bettdecke und immer wieder musste er wieder eingefangen werden.
Nach einer Weile klingelte es an der Tür und der Sechstklässler sagte, die Kathrin sei da. Und ich fragte, welche Kathrin denn, und da stand die Kathrin aber auch schon in meinem Schlafzimmer. Und bedankte sich ganz herzlich, dass ich so nett gewesen war, auf ihre Rennmaus aufzupassen während ihrer Abwesenheit, und ich sagte, ach, Sie sind ja gar nicht die Frau Herzbruch und das ist dann also auch gar nicht der Beebie Ona und das ist also eine Rennmaus und dann ist ja jetzt auch alles gut.
Und ich war sehr erleichtert.
Und wesentlich ausgeschlafener als heute.

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so ein quatsch ;-)

(wobei ich zugeben muss, dass beebie ona wirklich keinen hals hat. aber das ist eindeutig ein anderes thema!)

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Beim der Badewannenepisode haben Sie aber noch mal den Flotten-Barbie-Dreier traumhaft verwurstet, wie mir scheint.

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Dem Himmel sei Dank, es gibt noch jemanden der träumt wie die Schnauze gewachsen und die Persönlichkeit vielstimmig ist! Das finde ich sehr beruhigend und Sie sollten sich auf gar keinen Fall beunruhigen. Vorallem wo wir jetzt wissen, wie das mit dem beebie-hals so steht...

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@wajakla
Und meine Hochzeits-Scheidungs-Geschichte mit den zwei Schornsteinfegern. Weiß nur nicht genau, wieso ausgerechnet meine Mutter die Braut war.

@cati basmati
Danke, danke, danke.

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