Samstag, 1. Mai 2010
Komm, lieber Mai
Der Mai ist gekommen und wirft mich mit verlässlicher Regelmäßigkeit um halb zehn mit Blasmusik aus dem Bett. Ob es daran liegt, dass unsere Straße auf einer günstigen Durchmarschroute liegt, oder ob ich ganz gezielt beglückt werde, weil ich zahlendes Mitglied im dörflichen Blasorchester bin, weiß ich nicht genau. Dass vor meiner Tür allerdings immer ausgerechnet Mozarts Mailied erklingt, kann kein Zufall sein und daher tippe ich eher auf letzteres.

Statt eines Tanzes in den Mai wird es heute Abend dann einen Tanz hinaus geben, oder eben einen Tanz in den zweiten Mai hinein, wobei ich noch inständig hoffe, dass nicht wirklich getanzt wird. Und wenn, dann bitte so wie früher, Klammerblues und bei den schnelleren Nummern alle im Kreis aufstellen und Kopf und Haare schütteln, bis einem schwindlig wird und man Kopfschmerzen hat und man sich aber nicht sicher ist, ob das nun von dem Geschüttele oder nicht doch vielleicht von der Bowle kommt. Kann das wirklich sein, dass da echter Alkohol drin war früher auf den Klassenparties im Schullandheim? Heute wäre das undenkbar. Beziehungsweise heute wird es den dort sicher auch geben, aber nur heute und für uns, schließlich sind wir mittlerweile alt genug.
Die Idee, 25 Jahre Abitur im schuleigenen Landheim zu feiern, ist grandios, doch wie bei jedem dieser Treffen im fünfjährigen Abstand werde ich mich sicher wieder ziemlich fremd fühlen. Bin ich doch nach der 10. Klasse abgegangen und habe die Oberstufe des Musikleistungskurses wegen an einer anderen Schule verbracht. Kenne also nicht den ganzen Jahrgang, sondern nur diejenigen, die mit mir in einer Klasse waren und vielleicht noch den einen oder anderen hübschen Kerl aus der Parallelklasse. Meine engeren Freundinnen von damals halten nichts von Klassentreffen, mit deren Anwesenheit werde ich also nicht rechnen können. Stattdessen werde ich wohl wieder, wie alle 5 Jahre, einen ganzen Abend lang mit Menschen plaudern, mit denen ich zu Schulzeiten so gut wie gar nichts zu tun hatte, um überrascht festzustellen, dass die doch eigentlich alle sehr nett sind. Und mir vornehmen, den Kontakt nicht direkt wieder abbrechen zu lassen, und mich dann doch wieder nicht daran halten. Und Grüße ausrichten an die beiden Freunde des Herrn J., der auf der Nachbarschule gewesen ist.
Ich hoffe, es sind nicht mehr die alten Betten von damals in den Zimmern; von dem einen bin ich mal runtergefallen und habe kaum noch Luft gekriegt und die Stelle an der Wirbelsäule tut mir heute noch weh, aber es sind viele andere hinzugekommen, also spielt das heute auch keine große Rolle mehr.
Ach ja, und das Mailied von Mozart, das habe ich dort auch immer gespielt. Zu Hause hatten wir kein Klavier und so konzentrierten sich meine Klavierspielphasen damals immer auf die eine Woche Schullandheim im Jahr.

Und sonst so im Mai? Warten wir es ab.

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...na dann haben Sie ja grade richtig viel Spaß ...denke ich ... und tanzen kann man heutzutage doch wie man will ... und wenn man 3 Jahre früher abgegangen ist, will das doch was heißen eingeladen zu sein ... ein Kompliment will ich meinen ... dürfen Sie so irgendwie eigentlich dann zweimal 25 Jahre Abitur feiern?

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Getanzt wurde glücklicherweise gar nicht, stattdessen gab es ein Lagerfeuer.
Nein, es ist kein Kompliment, eingeladen worden zu sein, sondern dem grandiosen organisatorischen Aufwand zweier Mädels, bzw. Frauen zu verdanken, denen es gelingt, so gut wie Jeden aus dem Jahrgang alle fünf Jahre aufzuspüren und einzuladen, sei er nun früher abgegangen oder erst in der Oberstufe hinzugekommen.
Da ich während meiner Oberstufenzeit zwischendurch ein dreiviertel Jahr Au Pair in England war, darf ich ganz offiziell ja erst nächstes Jahr 25 Jahre Abi feiern; allerdings wohl ganz allein privat für mich, denn die Schule, auf der ich anschließend war, war eine reine Oberstufenschule ohne über die Jahre gewachsenen Klassenverband und daher haben sich die Kontakte untereinander komplett verlaufen.

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Und so war es dann gewesen
Die Betten waren nicht mehr die von damals. Getestet habe ich sie dennoch nicht; da keiner aus meiner ehemaligen Klasse dort übernachten wollte, habe ich dann auch lieber wieder die nächtliche Heimreise ins Saarland angetreten.
"Körperrasuren jeglicher Art sind verboten", auch dieses Schild im Waschraum war neu, zu unseren Schulzeiten wurden ja noch nicht einmal die Beine rasiert.
Schön, zu sehen, wie glücklich der in der fünften Klasse heimlich angehimmelte Parallelklässer geworden ist, auch wenn ich ihn immer noch nicht wirklich von seinem Zwillingsbruder unterscheiden kann. "Und dann haben wir schnell ein Feuer gemacht, meine Frau ist ja Finnin, die hat immer etwas Holz dabei."
Und nun, wie alle fünf Jahre wieder, halte ich die Jahrgangszeitung in Händen und kann für jeden Einzelnen noch einmal genau nachlesen, wie die letzten fünf Jahre verlaufen sind.
Auf ein Wiedersehen in 2015!

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