Montag, 26. Oktober 2015
Statt Erholung Katastrophe
Die anstregende Zeit sollte eigentlich zunächst Beruhigung finden.
Die Zeit des Pendelns zwischen den zwei Städten sollte mit Ferienbeginn beendet sein.
In der einen Stadt die Schüler und die gemeinsame Wohnung mit dem Freund, in der anderen Stadt eine Praktikantenstelle im Theaterorchester. Sehr oft im vergangenen Jahr war sie noch nachts nach der Vorstellung die knapp 250 km nach Hause gefahren. Das sollte sich nach den Ferien ändern mit einer neuen Praktikantenstelle am Theater der Heimatstadt. Alles sollte einfacher werden.
Und in den Ferien dazwischen wollte sie sich zunächst drei Tage lang eingraben, mit einem Berg von Büchern über Kunstgeschichte das Bett nicht verlassend.
Doch es kam anders.
Der Bruder wurde vermisst.
Der Bruder wurde gesucht.
Der Bruder wurde gefunden, tot.
Es gab keine Zeit der Erholung.
Stattdessen eine Zeit des Zusammenrückens, wo doch Entfernung für sie so wichtig gewesen war.
Das gesamte folgende Jahr in der Heimatstadt blieb eine einzige Katastrophe. Feuerwehrartig musste sie zu verschiedenen Einsätzen ausrücken, der Job blieb auf der Strecke.
Ein Jahr später der Neubeginn in einer anderen Stadt.
Mit der für sie so wichtigen Distanz.
Doch leider nicht weit genug entfernt für sporadische Feuerwehreinsätze, immer und immer wieder. Und dabei bräuchte sie ihre Energie so dringend für die Brandstellen vor der eigenen Tür.
Doch die Abgrenzung fällt so schwer.

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