Mittwoch, 6. Januar 2016
WMDEDGT 01/2016
Wie an jedem Monatsfünften fragt Frau Brüllen auch heute zum Jahresanfang: Was machst du eigentlich den ganzen Tag?

Zum Frühstück gab es klein geschnittene Banane, einen klein geschnittenen halben Apfel mit Fertigmüsli und Naturjoghurt. Und Kaffee. Und Tee. Salbeitee wegen sich leicht lädiert anfühlenden Bronchien.
Während des Frühstücks suchte ich einen passenden Film für das Date mit der Kinofreundin heute Abend aus, dieser ward schnell gefunden, ich entschied mich für "Ich bin dann mal weg." Das Buch hatte ich nie gelesen, dass es nun verfilmt wurde, gefiel mir gut, denn das bietet die Möglichkeit, all die Landschaften auf der Leinwand zu sehen, die da durchwandert werden und sich die nicht nur alle vorstellen zu müssen. Ich guck ja eh Reiseberichte total gern. Wenn ich schon viel zu selten selbst verreise, guck ich wenigstens anderen Leuten dabei zu.
Kurz bevor ich dann üben gehen wollte, klopfte die Besuchskatze an. Ich erklärte ihr, dies sei ein äußerst schlechter Moment für einen Besuch, da ich bereits auf dem Sprung an die Geige sei, doch die Besuchskatze meinte, draußen sei es doch arg kalt und usselig und begehrte weiterhin Einlass. Ok, ein paar Leckerlis, aber dann musst du wieder gehen, sagte ich zur Katze und Katze fand das ok. Nach den Leckerlis meinte sie dann aber ätschbätsch, reingelegt, ich bleib jetzt hier und setzte ihr du-willst-mich-bei-dem-Sauwetter-doch-nicht-wirklich-wieder-rausschmeissen-Gesicht auf und ich gab nach in der Hoffnung, sie würde wohl schon nicht die Bude abreissen, wenn ich sie eine Stunde alleine lasse.
Dann hab ich mich also eine Stunde mit den Adiemus Colores befasst. Geübt und Striche eingerichtet. Ich mag das Stück immer noch nicht. Und die Vorstellung, dass wir dieses Stück, das eigentlich ja eher rauschhaft klingen soll, in kammermusikalischer Besetzung spielen werden, macht es nicht besser. Nun ja, Augen zu und durch. Der einzige Spaß, den ich daran habe, ist, zumindest momentan, einen Rhythmus nach dem anderen zu knacken.
Zum Glück hatte die Besuchskatze tatsächlich die Bude nicht abgerissen, sondern nur den Stuhl, auf dem sie es gemütlich gemacht hatte, ein klein wenig schmutzig gemacht, der ließ sich aber abwischen.
Ab unter die Dusche, Noten und Geige zusammenpacken und ab ging's in die Schule zum Streicherklassenunterricht. Frohe Kunde: das Neujahrsdinner mit den Kollegen wurde für die Streicher zwar auf einen noch unbestimmten Zeitpunkt verschoben, ich darf aber gerne am Samstag mit den Bläsern essen gehen, falls ich nicht wieder wegen Krankheitsfällen zwei Neujahrskonzerte spiele.
Normalerweise habe ich dienstags immer erst eine Unterrichtsstunde mit den Fünfern, dann eine Freistunde und dann eine Stunde mit den Siebenern. Heute war das anders, da die Siebener nämlich auch eine Freistunde während meiner Freistunde hatten, da haben wir den Unterricht vorgezogen, was unter anderem auch die Neuntklässlerin freute, die gemeinsam mit mir heimfahren konnte.
Unterwegs kauften wir noch Unmengen an Lebensmitteln ein. Und Haarshampoo, nicht ohne ganz viele davon vorher probezuriechen.
Zu Hause begrüßte uns zärtlich mauzend die Besuchskatze. Oh, Mist, die hatte ich ja total vergessen bei meinem Abflug in die Schule! Nun, sie wirkte nicht total unglücklich mit der Situation und hatte auch nix angestellt, aber geplant war das so nicht gewesen. Ich ließ sie also schnell wieder raus.
Dann machte ich Schupfnudeln mit Sauerkraut. Seit ein paar Tagen schon hatte ich total Lust auf Sauerkraut. Erst hatte ich einen Bericht über Frankfurt gesehen (bzw auf Festplatte aufgenommen und erst den Anfang davon geguckt bisher, der Rest läuft ja nicht weg) und da wurde unter anderem über Sauerkraut zu Abbelwoi gesprochen und es wurden auch große Mengen Sauerkraut gezeigt, und dann wurde einen Tag später im Radio auch Sauerkraut gekocht, und dann begann plötzlich dieses leicht lädierte Gefühl auf den Bronchien und ich kam zu der Überzeugung, dass nur eine ordentliche Portion Sauerkraut mich von der aufkommenden Erkältung heilen können würde. So fragte ich bereits gestern auf Twitter, was wohl einem Vegetarier zu Sauerkraut schmecken könnte und das wohl am besten auf die Neuntklässlerin passendste Gericht schlug Frau Novemberregens Kraulschwimmpartnerin vor, und das waren Schupfnudeln mit Sauerkraut, und das machte ich dann also auch, und ich muss sagen, es war ausgesprochen lecker. Und die erwartete heilsame Wirkung auf die Bronchien empfand ich auch.
Nach den Schupfnudeln begann die Qualifikation für das morgige Skispringen in Bischofshofen, wovon ich immerhin zumindest den Anfang gucken konnte.
Dann sollte eigentlich ein Klavierschüler kommen, doch dieser fühlte sich leicht krank und stattdessen kam seine Geige spielende Schwester.
Und dann gab's eine Anfrage, ob ich eventuell eine ziemlich fortgeschrittene Schülerin übernehmen könne, was ein kurzes Berufsberatungsgespräch mit Frau Novemberregen erforderlich machte zwecks Beantwortung der Frage, was will ich mehr, unterrichten, oder selber spielen? Eigentlich ja beides, aber von beidem gibt es momentan irgendwie viel zu viel, und eigentlich würde ich lieber etwas weniger unterrichten, bzw einen Unterrichtstag komplett freischaufeln, um mehr Zeit für Konzerte und Vorbereitungen darauf zu haben, aber jetzt ausgerechnet so eine talentierte Schülerin abzuweisen, wäre ja auch doof. Nun, komplett klären ließ sich diese Frage innerhalb von fünf Minuten heute natürlich nicht.
Und dann ging es auch schon los ins Kino. "Ich bin dann mal weg." Ich habe den Film sehr genossen und für mich vor allem den Satz "Ich komme allein zurecht" mitgenommen und mich Hape sehr verbunden darin gefühlt, ohne Mutter aufgewachsen zu sein, auch wenn meine Mutter im Gegensatz zu seiner physisch zwar da war. Auf mich allein gestellt war ich dennoch immer. Aber ja, ich komme zurecht auf meinem Weg. Aus eigener Kraft. Und das macht mich ein klein wenig stolz.
Und jetzt mache ich es mir gemütlich vor der Festplatte und schau mir den Rest der Quali aus Bischofshofen an, wo ich vor einem Jahr zusammen mit dem Zwölftklässler, damals noch Elftklässler, an der Schanze stand, bzw saß.

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