Dienstag, 6. Juli 2021
WMDEDGT 07/2021
Hurra, Monatsfünfter! Frau Brüllen möchte also wieder wissen, was wir eigentlich so machen den ganzen Tag, et voilà, hier ist mein Beitrag:

Der Wecker klingelte um 9:00 Uhr, aber nur, damit ich kurz gucken kann, ob der Student rechtzeitig aufgestanden ist, um pünktlich zu seiner Klausur zu erscheinen.
Er war natürlich längst wach.
Da ich in der Nacht sehr schlecht geschlafen hatte, drehte ich mich nochmal um und hängte eine weitere Stunde Schlaf an.

Porridge heute mit Erdbeeren, Blaubeeren und Pekannüssen.

Eine kleine Übeeinheit Händel.

Duschen.
Und zur Physiotherapeutin.

Nochmal bisschen Händel.

Dann ins Lieblingstestzentrum in der Eventlocation.

Mit der Studentin auf dem Parkplatz nebendran getroffen und zusammen mit ihr zur Alten Kirche gelaufen, die als Probenstätte der Musikhochschule genutzt wird. Da die Oboe ausgefallen ist, darf ich das Kind demnächst nämlich bei einer Prüfung begleiten und mit ihr die Händel Arie ?Meine Seele hört im Sehen? spielen. Heute stand die erste gemeinsame Probe mit dem Korrepetitor an. Also für mich die erste Probe mit ihm, die Studentin studiert die Arie schon seit ein paar Wochen ein.
Dafür kenne ich wiederum den Korrepetitor schon ewig. Genaugenommen ist es der Mensch, den ich hier im Saarland schon am längsten von allen kenne, da ich ihn noch aus Zeiten kenne, in denen ich nicht im geringsten ahnte, dass es mich mal hierher verschlagen würde. Und er war damals auch noch nicht hier, sondern ging noch zur Schule in der Pfalz. Er war der kleine Bruder meiner damals besten Freundin, damals Cellistin, heute Radiomoderatorin, mit der ich mich auf einer Konzertreise durch Polen anfreundete.
Und heute also Probe mit dem kleinen Bruder. Toll war das!

Nach der Probe noch Sushi essen gegangen mit der Studentin. Die Regenwolken hatten sich weitestgehend verzogen, also konnten wir draußen sitzen.

Nach dem Essen traf ich mich mit der Jazzfreundin, die mit mir zusammen eine E-Geige begutachten wollte, denn sie hatte beschlossen, ein Melodieinstrument erlernen zu wollen und zwar Geige und wegen der Nachbarn solle es statt einer akustischen Geige lieber eine E-Geige sein. Aus fast allen Gründen halte ich all das für eine sehr schlechte Idee, stellte mich aber dennoch für eine Begutachtung zur Verfügung und die Geigenbauerin ließ uns ausgiebig testen. Eine finale Entscheidung wurde nicht getroffen, aber bei der Gelegenheit kaufte ich gerade noch einen Satz Saiten, da vor allem meine A-Saite immer noch völlig zerdetscht ist von meinem Tangorumgekloppe (exzessives col legno, bei dem die Geige regelrecht verdroschen wird) im September und bislang gab es halt einfach noch keinen wirklichen Anlass, für den es sich gelohnt hätte, die Geige mit frischen Saiten auszustatten. Die Prüfung der Studentin demnächst ist aber nun genau solch ein Anlass. Wäre ja schon blöd, wenn da mittendrin was reißt und schöner klingen wird es mit neuen Saiten, die in sich wieder ganz rund schwingen, auch.
Tja, und wie ich die neuen Saiten so wegpacken will in das kleine Kästchen innen im Geigenkasten, kommt mir beim Öffnen der Deckel des Kästchens entgegen und mir fällt ein, dass ich schon seit ein paar Jahren genervt bin von den verschiedensten Defekten, die sich in dem Kasten in den letzten 30 Jahren so angesammelt haben und ich mir eigentlich ja schon lange einen neuen Kasten zulegen möchte, mich wegen des Überangebots aber nie entscheiden konnte, welcher es denn nun sein soll. Vor Ort bei der Geigenbauerin war das alles aber dann ganz einfach: Ein Überangebot bestand nicht und einer der Kästen war innendrin so wunderschön, dass es gar kein anderer sein musste und meine Geige durfte probeliegen und passte wie angegossen hinein, was gar nicht so selbstverständlich ist, da sie an den Schultern ein bisschen fetter als normal gebaut ist. Und was soll ich sagen, wir verließen den Laden ohne E-Geige, aber mit zwei Geigenkästen. Der eine mein altgedienter mit all dem Krimskram, den man so im Geigerinnenleben mit sich herumschleppt und der andere der neue nur mit meiner Geige drin, die bereits in ihn umgezogen war.

Dies alles musste mit einem Eisbecher gefeiert werden, nach dem es mich schon seit ein paar Tagen gelüstet hatte.

Wir verstauten die Geigenkästen im Auto und liefen rüber zur Berliner Promenade und aßen Eis mit Blick auf das halb in der Saar versunkene Schiff, das inzwischen von Wasservögeln und Tauben bewohnt zu sein scheint. Vor dem Schiff am Ufer ein Bauzaun und ein paar Fahrzeuge einer Firma, die sich unter anderem mit Schiffshebungen und Bautaucherei befasst. Spannendes Themenfeld!

Beim Bezahlen des Eisbechers flatterte mir dann ein 5 Euro Schein aus der Hand und segelte die Promenade hinunter auf die kleine Straße neben dem Ufer. Tja, bis wir den dort unten einsammeln können, wird sich sicherlich schon irgendjemand anders drüber freuen, dachten wir erst, aber dann stellten wir fest, dass die Spazierenden ja alle nebendran direkt am Ufer laufen und niemand den Schein auf der Straße wahrnimmt, also machten wir uns auf den Weg nach unten über die Treppe.
Und tatsächlich konnten wir den Schein gerade noch einsammeln, kurz bevor zwei Fahrradfahrerinnen vorbeikamen, die ihn sicherlich entdeckt hätten.

Wir setzten uns auf eine der bequemen Bänke direkt am Ufer, allerdings ohne Blick aufs Wasser, da wir nun direkt vor einem der Schiffshebungsfirmafahrzeuge saßen, was ja aber eigentlich auch viel spannender ist. Und mich überfällt der Gedanke, dass ich vielleicht ja doch gar nicht alt werde mit einem finnischen Holzfäller irgendwo im hohen Skandinavien irgendwann, sondern ja doch vielleicht an der Seite eines Bautauchers. Allzu spannend erscheint mir plötzlich diese völlig fremde Welt. Die Jazzfreundin ist gelangweilt von Bautauchern und empfiehlt stattdessen archäologische Tiefseetaucher, auch mit diesen bin ich einverstanden und folge direkt mal zweien auf Twitter, irgendwo muss man ja schließlich anfangen, sich ins Thema einzuarbeiten.

Hilfe, eine Grasmilbenlarve auf meinem rechten Zeigefinger! Und schwupps sind wir ganz schnell verschwunden von der Bank am Ufer und die Jazzfreundin verschwindet in die eine Richtung und ich in die andere, und schnell fahre ich nach zu Hause, um direkt zu duschen mit Haut und Haar und kurzen Prozess zu machen mit der Grasmilbenlarve.

Hach, und wie riecht das so gut zuhause! Der Student hat Chili con Carne gekocht, und er ist ja der beste Chili con Carne Koch überhaupt, ich freue mich sehr.

Im Fernsehen ein U-Boot Film, passend zu meiner neuen Leidenschaft.
?Ein gut gefahrenes U-Boot ist leiser als das Meer.?
So richtig gepackt hat mich der Film dann allerdings doch nicht.
Also doch vielleicht Finnland später?

Was andernorts so los war heute, gibt es wie immer bei Frau Brüllen nachzulesen.

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