Sonntag, 5. September 2021
WMDEDGT 09/2021
Frau Brüllen möchte auch in diesem Monat wieder wissen, was wir am Fünften den ganzen Tag so machen. Ich habe keine Ahnung, ob ich mich bei ihr auch zwei Wochen später noch eintragen kann, denn ich hatte mir zwar ein paar Notizen gemacht am Fünften und hier im Blog einen Platzhalter angelegt, aber inzwischen haben wir schon den 18. September und erst heute komme ich dazu, diesen Blogbeitrag zu verfassen.



Monatsfünfter, der Tag beginnt mit einem Porridgefrühstück auf der Terrasse am Teich.

Es ist Sonntag und nach langer, langer Zeit tatsächlich mal wieder ein Arbeitstag. Konzerttag in Speyer.

Oha, wie war das noch gleich? Was braucht man da alles? Die Packroutine ist völlig verlorengegangen. Pult, Pultlampe? Sind die Batterien noch gut? Und die Ersatzbatterien übers Jahr noch nicht ausgelaufen? Für den Notfall sicherheitshalber noch eine Mehrfachsteckdose mit laaangem Kabel einstecken, wer weiß schon, wie weit im Altarraum der unbekannten Kirche die nächste Steckdose entfernt ist. Wenn es denn überhaupt eine gibt. Mist, da liegt nur eine weiße, wo ist die schwarze, die mit dem ganz ganz langen Kabel? Die in der richtigen Farbe, denn weiß geht halt leider gar nicht. Ah, da, gefunden.

Kollegin1 eingesammelt, auf dem Weg zu ihr an einer sonntags geöffneten Bäckerei noch schnell Proviant für mittags besorgt, ein belegtes Brötchen mit Lyonerwurst und einen kleinen O-Saft.
Beim Einsteigen vermeldet Kollegin1, dass sie weder gefrühstückt noch Mittagsproviant dabei hat, von Müsliriegeln abgesehen, also machen wir auf dem Weg zu Kollegin2 erneut den Schlenker zur sonntags geöffneten Bäckerei. Bei Kollegin2 angekommen ist dann auch schon Zeit und Gelegenheit für eine erste Toilettenpause, außerdem inhaliere ich schnell noch ein klitzekleines Stückchen von dem Bienenstich, den sie für uns bereithält.
Die Gespräche auf der Fahrt nach Speyer ranken sich hauptsächlich um unsere pflegebedürftigen Mütter. Bei Kollegin1 zwar noch kein Pflegefall, aber die Eltern hochbetagt und es gilt, ein paar Dinge im Voraus zu planen, da sie im Ernstfall mit ihren Schwestern zusammen über mehrere Kontinente hinweg agieren werden muss.

In Speyer angekommen vor der Anspielprobe schnell noch die Toilette aufgesucht (eine für alle, juchhu, nicht), Geige auspacken, Pult aufbauen, Pultlampe justieren. Keine Zeit mehr, mich um ein eventuelles Verlegen der Mehrfachsteckdose zu kümmern. Die endgültigen Sitzplätze verschieben sich während so einer Anspielprobe ohnehin noch öfter mal und dann inklusive Kabelgedöns umzuziehen, wäre viel zu kompliziert. Denn die Hände sind ja nicht frei, sondern mit Geige und Bogen belegt. Anspielprobe also ohne Lampe, um die Batterien zu schonen. Heiteres Töneraten.

Zwischen Anspielprobe und Konzert ein kleiner Spaziergang, auf dem ich das belegte Brötchen verzehre. Im Gemeindehaus gibt es Kuchen, aber mir ist erstens nach Luft und Tageslicht und zweitens nicht nach süß und schon gar nicht nach Enge.

Konzert mit Pultlampe, hurra, damit klappt das Töneraten schon viel besser. Zumindest dann, wenn der Pultnachbar nicht alles zu sich rüberzieht. Ist wie mit geteilter Bettdecke. Und wie bei der Bettdecke auch ständig die Gefahr, dass bei zuviel Überhang alles seitlich runterfällt. Ich lotse den Pultbachbarn durchs Programm, übernehme seine Aufgaben mit, was insofern schwierig ist, als dass ich nicht an seiner Position sitze und demzufolge von den andern Stimmführern nicht angespielt werde.
Das Violinkonzert des Konzertmeisters wie immer wunderschön. Bin jedesmal fasziniert, da er so gar keine künstlerische Aura um sich hat und eher aussieht wie ein in die Jahre gekommener Tennisstar (in der Generalprobe noch im weißen Polohemd, daher wohl meine Assoziation), aber dann spielt er jedesmal mit so selbstverständlich innigem Ton.

Gespräch auf der Rückfahrt hauptsächlich über Brillen und Augenoperationen und zu Hause dann noch ein am Abend aufgenommener Tatort oder Polizeiruf, so genau weiß ich das nimmer, ist ja schon etwas her.

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