Sonntag, 4. Dezember 2022
Weihnachtsoratorium
Stellen Sie sich bitte folgendes Setting vor:
Sie spielen Weihnachtsoratorium, zweite Geige zweites Pult, insgesamt gibt es nur drei zweite Geigen, Sie sitzen also alleine am Pult und am dichtesten dran am Chor von allen im Orchester Spielenden. Würden Sie sich anlehnen, wären Sie angekuschelt an den Bauch der Altistin hinter Ihnen und selbst beim Spielen vorne auf der Stuhlkante haben Sie als Dach noch die Noten dieser Altistin stets über dem Kopf. Sind also sehr nah dran an ihr. Wäre ja durchaus praktisch, falls es regnen würde in der Basilika, aber das tut es ja selbstverständlich nicht, doch immerhin bietet die Chormappe zumindest einen gewissen Spuckschutz.
Schallschutz allerdings leider nicht. Und das ist schlecht, sehr schlecht, denn die Frau hat eine schlimme Angewohnheit: Sie singt sämtliche Soloarien mit! Falsch, unschön und genuschelt, ausgefranst. Nicht besonders laut, möglicherweise war ich sogar die einzige, die das seltsame Echo orten konnte, doch vermutlich führte es durchaus zu leichten Intonationseintrübungen des Gesamteindrucks auch in der Wahrnehmung des Publikums des gestrigen Vorkonzertes. Unfassbar, sogar die Instrumentalsoli trällerte sie mit!
Leider gab es während der gesamten Aufführung keinerlei Gelegenheit, sich umzudrehen und die Frau zu bitten, damit aufzuhören. Ich habe sehr gelitten. Direkt nach dem Applaus tauchte sie in der Masse des Chores unter und ich konnte sie nicht mehr ausmachen.
Hoffentlich bietet sich heute vor dem Konzert noch eine Gelegenheit, kurz mit ihr zu sprechen. Und hoffentlich wird sie mir dann nicht aus Rache in einem fort ihre Mappe auf den Kopf knallen während des Singens.

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