Dienstag, 6. November 2007
Klingelstreich
Hach wie witzig, als Kind hab ich sowas ja auch gemacht, aber bei Erwachsenen mutet es schon ein wenig seltsam an.

Eben um viertel nach zehn bekam ich einen Anruf der besonderen Art. Wurde von einer Frau mit meinem Vornamen angesprochen und dann im regionalen Dialekt angepflaumt, was mir denn einfallen täte, um diese Uhrzeit noch ans Telefon zu gehen.
Zuerst mal hab ich auf einen Scherz irgendwelcher eventuell leicht bis mittelschwer angetrunkener Bekannter getippt, zumal mir durch den Dialekt die Stimme irgendwie auch vertraut schien und ich wartete darauf, dass sich die Dame zu erkennen gab. Was allerdings nicht passierte. Die fragte mich, ob ich denn schon geschlafen hätte, und forderte dann, ich solle nicht immer Sachen von oben runter auf die Straße werfen. Gegenfrage von mir, wer denn da dran sei. Ei die Johanna, und ich solle mal nicht so tun, als ob wir uns nicht kennen, schließlich hätten wir schon zusammen Koffer geklaut, den roten und den blauen.
Inzwischen realisierte ich, dass keiner von meinen Bekannten oder Freunden selbst mit völlig zugedröhntem Kopf so einen Blödsinn von sich geben würde, und mein Vorname für jedermann frei zugänglich im Telefonbuch steht; da ich aber so selten das Vergnügen habe, mit echten Psychopathen zu plaudern, war ich neugierig, was da noch kommt.
Welche Johanna denn da dran sei?
Ei, deine Nachbarin, die Johanna.
Ich habe keine Nachbarin, die Johanna heißt. Nachname?
Den nannte sie dann auch, aber so eine Nachbarin habe ich auch nicht.
Außerdem sei sie auch die Exfrau meines Mannes (muss das nicht irgendwie andersrum, also irgendwie bin doch eigentlich ich die Ex...), zudem noch meine Grundschullehrerin gewesen. Für wie alt hielt diese Frau mich wohl?
Dann meinte sie, ich könne mir aussuchen, ob Mama, Papa, Opa oder Oma.
Einen kleinen Moment lang machte mir dieses Angebot etwas Angst. Was aussuchen??
Ei, wem wir den Koffer klauen können.
Na gut, das klang einigermaßen harmlos.
Außerdem war ja ihre Nummer im Display angezeigt.
Dann folgte noch eine kleine Schimpftirade, ich solle nicht immer das ganze Brot auf die Straße werfen, sondern ihr lieber ein Brot runter bringen (hey, wohnt die in meinem Keller??) sie habe Hunger, Hunger!!
Zum Schluss noch ein kräftiger Rülpser, dann war ich sie los.

Einen kleinen Moment durchgeatmet, dann hab ich da mal zurückgerufen, meine Nummer natürlich unterdrückt.
Hallo?
Sie möge doch bitte unterlassen...
Aufgelegt.

Fünf Minuten später klingelte dann wieder mein Telefon, Johannas Nummer war im Display angezeigt. Da ich aber keine Lust mehr hatte, mich mit ihr zu unterhalten, quatschte sie mir höflich und kleinlaut auf den Anrufbeantworter.
Es täte ihr Leid, dass sie direkt wieder aufgelegt hätte eben, aber es sei jemand reingekommen und sie hatte noch jemand auf der andern Leitung gehabt (sicher eine weitere Nachbarin-Schülerin-Ehefrau). Das ganze sei ein Scherzanruf gewesen, sie säße da mit dem Telefonbuch und wäre zu blöd gewesen, ihre Nummer auszumachen, und es täte ihr Leid, und es würde nicht mehr vorkommen, dass sie mich abends um halb elf nochmal anruft.

Na, da soll mal einer sagen, es gäbe keine ehrlichen Menschen mehr heutzutage! ;-)

Zur Sicherheit, und weil man ja nie ganz genau sicher sein kann, wie sich Psychopathen so weiterentwickeln, hab ich für die Frau Novemberregen Johannas Telefonnummer mal in unserem geheimen Briefkasten hinterlegt.
Also, sollte dies bis auf weiteres mein letzter Eintrag gewesen sein, bitte werden Sie aktiv...

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