Montag, 17. Dezember 2007
Fahrgemeinschaft
Nächste Woche bin ich Oboen-Taxi nach Speyer, hin und zurück. Diese Oboen reden nichts, diese Erfahrung habe ich auf Kurzstrecken bereits machen müssen. Aber nun bis Speyer! Was soll ich denn da nur anfangen? Drei Stunden lang.
Wenn ich allein bin im Auto, dann sing ich meist, probiere dabei alles mögliche Zeugs mit der Stimme aus. Aber mit drei stummen Zuhörern werde ich dazu garantiert keine Lust haben.
Ich brauche dringend ein gutes Hörbuch! Das ist die Lösung. Ist mal was Neues und zudem verleiht es mir einen gewissen intellektuellen Touch. Optimal wäre natürlich eine Geschichte oder Abhandlung, in der irgendwo ein paar Rohrblattinstrumente oder deren Spieler vorkommen. Dann könnten wir auf der Hinfahrt hören und auf der Rückfahrt eifrig diskutieren. Zumindest bei diesem Thema sollten sie doch in der Lage sein, mitzureden. And maybe in english? Denn an Sprachbarrieren soll die Diskussion schließlich nicht scheitern.

Für Ratschläge bin ich offen und dankbar.

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Mir fällt spontan dazu nur ein Film ein, in dem wenig geredet wird und "Rohrblattspieler" (was für ein Ausdruck) im Mittelpunkt stehen: "Jenseits der Stille" - die CD mit der Filmmusik könnte ich Ihnen schicken - aber ob man darüber diskutieren kann, wenn man die Handlung nicht kennt und dazu noch Oboist ist (sorry, das Wortspiel musste jetzt sein) wage ich zu bezweifeln. Es geht darin um eine Klarinettistin, die taubstumme Eltern hat. (Musik dazu in der Stilrichtung von Giora Feidmann, sehr hübsch, kann ich nur empfehlen.)

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Oh, ich korrigiere Rohrblattinstrument in Doppelrohrblattinstrument. Hätte ich Klarinettisten im Auto, wäre alles weit weniger schwer. Ist die Klarinette doch sehr mit dem Saxophon verwandt und daher sind die Klarinettisten im allgemeinen doch ein ganzes Stück lockerer drauf. Auch wenn es nicht alle tun, zumindest bestünde die Möglichkeit, sich ganz spontan und frei in einer Jam-Session auszutoben.
Aber haben Sie etwa schon einmal von einer Jazz-Oboe gehört?
Ich auch nicht.
Jazz-Blockflöte, ja, das schon, aber die Oboen sind schon sehr festgelegt aufs seriöse Fach. Ok, so was weichgespült poppiges wie Rondo Venez*ano, das ist drin, aber so richtig befreiend ist das schließlich auch nicht. Hm.

Nichts desto Trotz haben Sie da einen ganz wundervollen Film angesprochen. Zuletzt musste ich an ihn denken, als der gehörlose Vater einer Freundin meines Sohnes mich am Fenster Geige spielen gesehen hatte und mir gestikulierend zu verstehen gab, wie toll er fände, was ich da mache. Mir blieb jedoch ein Rätsel, was genau ihn an der Geige so sehr faszinierte, denn das Erlebnis der gehörten Musik fehlte ihm ja schließlich. Und die Schwingungen alleine? Die sind auf einer Baustelle sicher intensiver.
Inwieweit seine Tochter sich mit Musik beschäftigt, weiß ich gar nicht genau. Ich glaube, sie spielt Blockflöte. Da muss ich aber noch mal bei meinem Sohn nachhaken. Bei ihr sind übrigens auch, wie im Film, beide Elternteile gehörlos.

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Da sehense mal, wie wenig Ahnung ich von den sonstigen Instrumenten habe. Für mich waren das bisher einfach "Holzbläser" - ob die da nun auf einem oder zwei Blättern blasen hat mich ehrlich gesagt nicht wirklich interessiert. Zumindest nicht die Oboen.
Klarinetten und Saxophone schon eher, denn beide Instrumente habe ich hier und träume seit längerem davon, sie auch sinnvoll zu beherrschen, aber wie das so ist....
Flöte klappt - aber die bläst sich leider komplett anders und auch die Griffe sind nicht wirklich direkt zu übertragen. Aber eines Tages, eines Tages... - und wenn ich so weiter mache, dann kommt der Tag nie, weil ich mir als Rentner keinen Sax-Lehrer mehr leisten kann. Nun, wir werden sehen. Zum Glück rosten die Dinger ja nicht und neue Blätter habe ich für jedes Instrument hier noch liegen.

Leider ist mir aber auch nach gründlichem Nachdenken kein passendes Hörbuch für Sie eingefallen. Ich hätte noch "Holes" von Louis Sachar im Angebot, immerhin auf englisch, aber das fiel mir nur ein, weil es ein tolles Buch ist und ich die englische Fassung bieten könnte. Holzbläser, weder einfache geschweige denn doppelte kommen aber leider nicht drin vor.

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Sag ich doch, Oboen sind uninteressant. Fleischlos irgendwie. Außerdem sterben durch den permanenten Druck auf den Kopf ständig Gehirnzellen ab. Vielleicht sind sie deshalb so schweigsam.
Da sind mir die Hasenzähne der Klarinettisten schon lieber. Durch die spezielle Anblastechnik (mit den oberen Schneidezähnen muss man relativ fest auf das oben am Mundstück befestigte Blatt beißen) bekommen sie die nämlich, wenn sie in zu frühen Jahren damit beginnen.

Und wer ist auch schon gerne auf ewig zur weinenden Ente im Bauch des Wolfes verdammt?
Dann doch lieber die sich auf Sammetpfoten anschleichende Katze.

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Ich möchte aber am allerliebsten das Saxophon beherrschen. Uralter Kindheitstraum und bis heute eines meiner faszinierendsten Bilder: Frau mit Saxophon ist noch erotischer als Mann am Klavier.
Frau am Klavier taugt leider gar nicht, die assoziiert man spontan mit Wilhelm Busch:
Der Onkel, der Geschenke mitbringt ist besser als die Tante, die nur Klavier spielt.....

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Ich habe ja letztens eine gigantische Menge an Hörbüchern gekauft. Was davon auf Englisch ist, weiß ich noch gar nicht, habe das noch nicht alles gesichtet. Können die kein Deutsch?

In jedem Fall war was Englisches von Terry Pratchett dabei, aber ich glaube, das gefällt Dir nicht.

Auf Deutsch hätte in in jedem Fall Dieter Bohlen (angeblich von ihm selbst gelesen, habe noch nicht reingehört) anzubieten ;-)

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Dieter Bohlen passt doch perfekt zu Doppelhohlblasinstrument.

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Ist aber Deutsch. Dieter auf Englisch wäre es dann wahrscheinlich wirklich wert, mal reinzuhören...

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Stelle ich mir auch nicht verständlicher vor als Dieter auf chinesisch.

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Lustig, dass Du mir ausgerechnet den Dieter anbietest, Frau November. Ursprünglich waren wir nämlich eine andere Fahrgemeinschaft, bestehend aus lauter geschwätziprächigen Geigern. Tags darauf wurde mir jedoch die Anfrage der Oboen übermittelt, und Menschenfreund wie ich nun mal bin, habe ich mich sofort bereit erklärt, eine weitere Fahrgemeinschaft ins Leben zu rufen und das fahrzeuglose, nationalitätengemischte Völkchen unter meinen Panoramaglasdach zu chauffieren.
Als mir die Tragweite meines Angebots schließlich bewusst wurde, holte ich mir bei meiner ursprünglichen Geigentruppe ein paar Mitleidskrümel ab, dabei entstand dann auch die Idee mit dem Hörbuch. Und raten Sie mal, welches mir empfohlen wurde?
--- Genau.

Ob die Oboen kein Deutsch sprechen, ist eine gute Frage. Zwei von ihnen habe ich vor etwa einem halben Jahr schon einmal auf einer Kurzstrecke mitgenommen und es wurde schlichtweg zu wenig gesprochen, um die Frage hier und heute beantworten zu können. Und ob wir damals den Drop-Off-Point auf englisch oder deutsch verhandelt haben, habe ich inzwischen vergessen.
Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass der Ober-Oboist der deutschen Sprache mächtig ist. Er macht einen französischen Eindruck, könnte aber auch Pole sein. Von daher ist sein Englisch wahrscheinlich eher noch weniger ausgereift als die ansatzweise vorhandenen Sprachfähigkeiten im Deutschen. Die zweite Oboistin ist Asiatin. Üblicherweise lässt es sich da wunderbar auf englisch kommunizieren, allerdings ordnet sie sich hierarchiebewusst unter und überlässt das (sehr, sehr geringe) Wort zur Gänze dem Ober-Oboisten. Wer der dritte Oboist sein soll, womöglich handelt es sich hierbei um ein Englischhorn, weiß ich nun überhaupt nicht. Bei der Probe vorgestern war diese/r Spieler/in wohl auch kurz anwesend, damals wusste ich allerdings nicht, dass ich mich heute mit dieser Problematik beschäftigen würde und habe ihn/sie mir nicht näher angeschaut.

Einen intellektuellen Eindruck werde ich mit Dieter Bohlen aber sicher nicht erwecken können. Vielleicht sollte ich den erst auf der Rückfahrt einlegen und auf der Hinfahrt mit einem anspruchsvollen Klassiker punkten?

Ha, mir kommt grad noch eine Idee. Wie wäre es mit "Wir lernen deutsch". So eine Sprachkurs-CD, bei der die dann eifrig immer irgendwelche Sachen nachsprechen dürfen. Und auf der Rückfahrt wenden wir das Gelernte dann in einer offenen Diskussionsrunde an. Dann kann jeder für sich etwas Wertvolles mit nach Hause nehmen von dieser Fahrt. Ich fürchte nur, dass die Rohblattspieler sich von diesem groben Zaunpfahlwink, so gut er auch gemeint sein mag, doch etwas peinlich berührt fühlen würden.

Hm, also doch Bohlen. Und was anderes.

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Ich hab ja ganz viel. Auch Intellektuelles. Wie wäre es mit dem Rilke-Projekt?

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Sehr gut.

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Gestern rief der Chefoboist an und bestätigte die Fahrt. Der deutschen Sprache war er durchaus mächtig. Im Gegensatz zu mir, denn migränebedingt war mein Sprachzentrum in Mitleidenschaft gezogen. Also, ich bin egentlich auch dann noch in der Lage, vernünftige Sätze zusammenzukriegen, doch wird mir davon dann total speiübel. Da mir nach dem Telefonat aber nur ein kleines bisschen übel war, werde ich also ein wenig gelallt haben.

Die Oboentruppe wird mit Max Goldt konfrontiert werden.

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komisch. ich kenn eigentlich nur gesprächige oboisten.

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