Donnerstag, 8. Oktober 2015
Ausparkweltmeister und andere Ausparkerinnen
"Entschuldigen Sie, sind Sie Ausparkweltmeister?"
Genau so möchten Sie doch sicher auch mal gerne abends auf der Straße angesprochen werden. Vor allem, wenn Sie wirklich einer sind und schon lange darauf gewartet haben, endlich mal so richtig glänzen zu können mit ihren Ausparkkünsten, noch dazu vor den stolzen Augen ihrer hübschen Begleiterin.
So geschehen heute Abend. Nach dem Elternabend schnell noch die Steuererklärung beim Finanzamt einzuwerfen war der Plan. Und dazu auf einem der beiden sehr eng bemessenen Kurzparkplätze zu parken. Hehe, ich war schon ein wenig stolz, als ich ausstieg und begutachten konnte, welch präzises Einparkkunststück mir da gelungen war.
Aber dann.
Also nach dem Einwurf der Steuererklärung.
Da ging es nämlich ans Ausparken. Und darum, mich, bzw mein Auto irgendwie wieder von der Säule weg zu manövrieren, neben die ich gefahren war.
Leider habe ich nämlich eine Art Denkfehler, so einen Knick im Denken, wenn es darum geht, mit Spiegeln, Rückwärtsgang und Lenkung zu arbeiten. Statt weg von der Säule manövrierte ich mich immer weiter an die Säule dran. Selbst wenn ich mir zwischendurch vornahm, jetzt einfach mal alles andersrum zu machen, als ich es spontan machen würde, ergab das kein besseres Ergebnis.
Irgendwann war der Punkt gekommen, an dem ich aufgab. An dem mir klar wurde, wenn ich jetzt noch weiter mache, nützt der beste Ausparkweltmeister nichts mehr, denn da waren nur noch zwei Zentimeter zwischen hinterer Tür und Säule.
Wen konnte ich anrufen? Den Exmann? Hm, weiß nicht. Den befreundeten Vater der Neuntklässlerinfreundin, der soeben noch mit auf dem Elternabend war? Aber ob der sowas überhaupt kann? Einen von den Technikern am Theater, das gleich um die Ecke liegt? Hm, die haben sicher längst Feierabend oder anderes zu tun. Einen Busfahrer anhalten? Zur Polizeiwache nebenan gehen, die Polizei, dein Freund und Helfer? Hm, weiß auch nicht.
Zum Glück kam dann das Bilderbuchpärchen des Wegs. Jung, dynamisch, hübsch und nett. Der kann das, dachte ich direkt. Und ja, das sagte er auch gleich. "Ich kann das." Nicht ohne anerkennend zu staunen darüber, dass es mir gelungen ist, überhaupt so nah da dran zu kommen an die Säule. Und seine Freundin auch gleich so: "Der kann das."
Und schwuppdiwupp, er konnte es.
Mein Held des Tages.
"Sie schickt mir der Himmel. Herzlichsten Dank!"
So toll.

Weniger toll, dass ein paar Minuten und Straßen weiter eine weniger begabte Ausparkerin zugange war und mir rückwärts in die Beifahrertür fuhr, als ich gerade dabei war, von einer kleinen in eine größere Straße einzubiegen ...
Ich hupte noch, aber da war es schon zu spät.
Dellen im Scharnierbereich der Tür, die sich nur noch knarrend, also besser wohl gar nicht mehr, öffnen lässt.
Morgen also Werkstatt.
Mist, Mist, Mist.
Allzugern hätte ich mich noch ein wenig länger ausschließlich über meinen Held des Tages gefreut. Doch die Freude ist nun doch getrübt.

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Dienstag, 6. Oktober 2015
Immer wieder schön
Extrem schüchterne Menschen, für die Musik zu machen ihre kleine Nische Extrovertiertheit bedeutet und die dabei auf einmal ganz aus sich heraus gehen können und dadurch auch insgesamt etwas auftauen.
Kommt immer wieder vor.
Und ist immer wieder schön.

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Dienstag, 6. Oktober 2015
WMDEDGT 10/2015
(Was das ist und die übrigen Wmdedgts finden Sie hier.)

Gestern früh ins Bett gegangen, um den heutigen langen Tag gut durchzustehen. Was zur Folge hatte, dass mich bereits um 5:30 Uhr ein Gefühl von Ausgeschlafenheit heimsuchte. Mit großer Verwunderung den 12tklässler um diese Uhrzeit bereits aus der Dusche kommend angetroffen, "Ei, ich lern noch für die Kunstklausur". Kurz auf die Toilette, dann wollte ich noch ein wenig weiterdümpeln im Bett, schließlich hatte ich noch eine ganze Stunde bis zum Weckerklingeln. Beim Versuch, an den abgebrochenen Traum anzuknüpfen, um 6:00 Uhr erneut Geräusche im Bad gehört, die ich auf Grund des Klangs, den der Schlüssel im Schloss machte, der 9tklässlerin zuordnete.
Und das erste Flugzeug übers Haus.
Zeit, das Bett zu verlassen, den Traum hatte ich ohnehin verloren.

Noch vor dem ersten Kaffee ein kurzer Blick in das Magnificat von Rutter, wovon ich die Noten am Samstag im Anschluss an das Konzert mit den drei Orgelkonzerten bekam. Auf Grund des Notentextes erinnert, dass ich es vor ca 10 Jahren in der Position der Konzertmeisterin schon gespielt habe, inklusive der Soli. Muss also nicht wirklich geübt werden vor der ersten Probe, hab ich noch in den Fingern. Einmal vorher durchspielen sollte reichen. Das allerdings sollte ich wirklich einplanen, denn es sind handgeschriebene Noten und solch ein Schriftbild spielt sich schlecht vom Blatt.

Kaffee. Torte. Die Austauscheltern waren wegen schlafendem Baby gestern nicht mit herein gekommen, wir haben also jetzt Torte und Kuchen im Überfluss hier.
Pfefferminztee und Kaffee gekocht und der Austauschschülerin Marmorkuchen serviert. Für mich ein Stück Mangosahnetorte, für die 9tklässerin Schoko.
Vom 12tklässler über die Einteilung des Kubismus in Frühkubismus, analytischen Kubismus und synthetischen Kubismus gelernt, sowie die jeweiligen Unterscheidungsmerkmale.
Um 7:10 Uhr die Mädels verabschiedet, 15 Minuten später den 12tklässler.

Ein wenig durch die Zeitung geblättert, die als 14tägiges Probeabo derzeit ins Haus kommt.
Vom Mirabellenbaiser probiert, eine Spezialität aus Lothringen, die die Austauschschülerin als Gastgeschenk mitbrachte. Wahnsinn, wie die duften! Und schmecken! Sehr, sehr zart. Und süß. Und fruchtig, fast schon blumig. Außerdem wurden wir noch mit Champagner, Rotwein, Mirabellenlikör und sehr kostbar aussehenden Pralinen reich von ihr beschenkt.

Dann galt es, sich für die Probe fit zu machen. Tangos, fünf Stück an der Zahl, für eine Vernissage im November.
Geige packen, die Tüte mit den Tangonoten, den Rucksack mit den Schülernoten und diversen Kleinkram und Einkaufszettel und so und ab ins Auto.

Beim Ausparken fast von einem mit Blaulicht aber ohne Martinshorn heranbrausenden Krankenwagen umgemäht worden. Also, hier in der Straße ist ja sonst nie was los, wer rechnet denn mit sowas?
Zwei Orte weiter Schwierigkeiten, an einem Geisterfahrertaxi vorbeizukommen, das ausgerechnet an der Stelle, wo vor ein, zwei Jahren mal ein Taxi ausbrannte und dabei einen bis heute sichtbaren schwarzen Fleck auf dem Bürgersteig hinterließ, ein holpriges Wendemanöver veranstaltete. Bestimmt derselbe Fahrer.
Während der Fahrt mit der Freundin telefoniert. Natürlich über Freisprechanlage, was denken Sie denn?

Probe mit dem Gitarristen für die Vernissage. Unsere Interpretation der fünf Tangos weiterentwickelt und zwei davon zum Medley (Schwaben sagen gern auch Mädle, harhar) zusammengestrickt, da wir bei der Vernissage maximal vier Titel unterbringen können, es aber nicht übers Herz bringen, einen der fünf Titel rauszustreichen.
Als ich die Noten wieder einpacken will "Ei, wo is dann mei Tango-Tuut?" "Ei, willsche dir net mal e rischtisch Tango-Tasch kaafe?"

Bei der Weiterfahrt zur Außenstelle der Musikschule fasziniert hinter einem Fahrzeug hängengeblieben, das Mäharbeiten an der Böschung neben dem Fahrbahnrand ausführte. Das hatte so einen Lego Transformer mäßigen Greifarm, der rechts über Pfosten hinweg das Gras und alles andere wegrasierte.

Kleiner Großeinkauf im Supermarkt des Ortes mit der Außenstelle und Mittagessen im Auto.
Nachricht einer Schülermutter. Nein, kein krankes Kind, sondern eine Nachfrage nach Noten eines Stückes, das eine andere Schülerin beim letzten Weihnachtskonzert spielte. Die Schülermutter ist Schulmusikerin und möchte ein Bläserarragement daraus machen. Gerne.

Dann acht Schüler zwischen fünf und sechzehn Jahren unterrichtet, zwei davon als Zweiergruppe, alle anderen im Einzelunterricht. Die Zweiergruppe auf Krawall gebürstet, alle andern friedlich. Von Fiedelmax bis Händel und Lindsey Stirling und Irish Folk alles mögliche dabei. Kein Bartok und Prokofief, das ist erst am Freitag wieder dran.

Gas, Gas, Gas, schnell nach Hause, denn der Pfarrer hatte sich angekündigt, da die Bauchtänzerin sich taufen lassen möchte und ein erstes Vorgespräch bei mir zu Hause stattfinden sollte. Wir waren alle sehr gespannt, was uns da wohl erwartete.

Zu Hause angekommen den 12tklässler zum Verstauen der Einkäufe herbeigerufen und mir schnell zwei Brote reingezwängt und dabei versucht, ein wenig mit der 9tklässlerin zu plaudern, die allerdings lieber in Ruhe Hausaufgaben machen wollte.

Fünf Minuten nach Ankunft die Bauchtänzerin in Empfang genommen, weitere fünf Minuten später den Pfarrer. Roten Federweißen serviert. Die edlen Süßigkeiten aus Nancy wurden dankend angelehnt. Taufvorgespräch. Hehe, ich bin jetzt Taufpatin der Bauchtänzerin! Also werde es demnächst sein. Find ich schön.
Nach etwa einer Stunde den Pfarrer verabschiedet.

Mich mit der Bauchtänzerin zusammen über die Pralinen hergemacht und dabei über Abendmahl und verschiedene Kirchen im Umkreis, die als Taufort in Frage kämen, gesprochen.

Die Austauschschülerin begrüßt, die von der 9tklässlerin bekocht und verköstigt wurde. Sie redet wenig, nach dem Zähneputzen mit Zahnspange im Mund allerdings bedeutend mehr.
Die 9tklässlerin spanische Vokabeln abgefragt.

"Tschüss, Bauchtänzerin, mein Patenkind!"

Dann Halligalli mit dem 12tklässler. Und den Rest des Federweißen.

Oh, die Bauchtänzerin hat ihren dicken Notizblock liegen lassen! Hoffentlich steht nix dringend Wichtiges drin.

Und nochmal Oh! Da liegt eine Jacke im Wohnzimmer!
"12tklässler, ist das deine?" "Nö."
9tklässlerin und die Austauschschülerin schlafen schon, die kann ich nicht mehr fragen.
Doch der Ärmeltest beweist, es ist die Jacke des Pfarrers. Hoffentlich ist da nix dringend Wichtiges drin, ich werde nämlich den Teufel tun (harhar), da jetzt die Taschen zu durchsuchen.

Um ihre Sachen einzusammeln, werden Pfarrer und Bauchtänzerin also wohl in Kürze erneut hier vorstellig werden.

Beenden würde ich den Tagesbericht nun gern mit einem Gutenachtgruß.
Ein Haken nur: Ich bin nicht ansatzweise müde.

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