Mittwoch, 1. September 2010
Manchmal hört sie heimlich Schlager
Es ist ja nicht so, dass sie die CD einfach nur schnell mal so im Auto eingeschoben hätte. Nein, auf dem Weg vom Schlafzimmer über Treppenhaus und Küche und dann wieder Treppe Richtung Haustür hat sie sie zusammen mit einer zweiten jedesmal ein Stück ihres morgendlichen Weges mitgenommen, um sie letzten Endes unauffällig auf dem Beifahrersitz unter der großen Tasche zu platzieren. Auf keinen Fall direkt laufen lassen. Wo kämen wir denn da hin, wenn das jemand hört? Frau Violinista hört Schlager! Nein nein, also wenn überhaupt, dann macht sie das sehr heimlich. Und nicht, weil ihr die Musik so gut gefällt, sondern nur, um seine Stimme wieder einmal zu hören. Wobei das nicht die Stimme ist, die sie kennt, es ist nicht die Stimme, mit der er zu ihr spricht. Und auch das Cover sagt ihr nichts. Den auf dem Cover kennt sie nicht. Der, den sie kennt, sieht anders aus. Manchmal macht sie sich einen Sport daraus, das Foto anzugucken und irgendwo im Mundwinkel doch eine klitzekleine Ähnlichkeit zu erkennen. Oder um die Augen herum. Und dann kommt eins zum andern und dann hört sie ihn auch sprechen, so wie sie ihn kennt. Und dann ist sie zufrieden.
Und doch, hin und wieder kommt es vor, wenn auch sehr selten, da hört sie die CD. Sehr heimlich. Fernab von jeder roten Ampel weit draußen auf der Autobahn. Sie schiebt sie rein und schaltet dann das Radio ein und ach, oh Schreck, was ist denn das, der Andere singt zu ihr! Singt ihr dieses Mutmachlied und seine Stimme kann sie sofort zuordnen, aber das ist nicht die, die sie jetzt will und warum muss ausgerechnet dieser Andere jetzt singen im Radio, wenn sie doch den Einen hören will. Der Eine, bei dem aber doch nichts wirklich passen will. Die Musik nicht. Und die Ordnung nicht. Bei ihm kein Staubkorn und bei ihr das Chaos. Und die Möbel nicht. Bei ihm der letzte Schrei und bei ihr so kunterbunt. Und bei ihm der Kaffee wunderbar und bei ihr nur so lala. Und das Beziehungsgeflecht nicht. Geschäftlich und privat. Da ausnahmsweise andersrum. Bei ihr so aufgeräumt und bei ihm gärt und brodelt und schäumt es allerorten.
Kurz fragt sie sich, soll das Lied des Anderen eine Warnung sein, aber es ist ihr ganz egal und sie hört das Lied nicht fertig und stattdessen die CD und macht sich einen Sport daraus, und plötzlich ist sie da, die klitzekleine Ähnlichkeit von einzelnen Buchstaben und mit der Stimme, wie er zu ihr spricht.
Und sie fragt sich, was da ist und was da kommt. Und was da passt, wenn gar nichts passt.

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So sehr ich ja - wie Sie wissen - diese Angelegenheit an sich ablehne, haben Sie das doch sehr schön beschrieben.

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Huch, Sie lehnen die Angelegenheit ab? Nein, das war mir bislang nicht klar. Und welche Angelegenheit denn eigentlich überhaupt? Das Hören dieser Lieder? Oder diesen Kerl? Oder wen oder was? Offenbaren Sie sich mir!
Danke aber dennoch schon mal für das Kompliment.

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Frau N. verweigert eine öffentliche Aussage. Aber immerhin weiß sie jetzt, wie der Bär Harfe spielen kann.

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Und jetzt hat er sie wohl erschossen.
Aber ich wollte ja auch ohnehin ins Bett.

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doch doch, ganz allein. sie reden doch hoffentlich nicht vom roland!

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Seien Sie unbesorgt: Sie kennen ihn nicht. Weder den Einen noch den Anderen.
Aber vor der Tür seiner Ex-Frau hätte ich heute morgen fast einen Unfall gebaut; das wäre ein Spaß geworden.

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