Mittwoch, 20. November 2013
Mein Tag
Der Herr Wajakla hospitierte gestern ja bei Frau Novemberregen. Und da er mein Angebot, sich am heutigen Tag mir an die Fersen zu heften, dankend annahm, möchte ich nun also berichten.

Der erste Wecker geht um 5:47 Uhr. Also wie bei Frau Novemberregen zu einer ungeraden Zeit. Dies allerdings nur, weil der Zehntklässler um 5:50 Uhr von mir geweckt wird und ich eine Minute zum Wachwerden mit einplane und zusätzlich eine Minute für die Wegstrecke bis zum Zimmer des Zehntklässlers und dann noch eine Minute zusätzlich für eine kleine Toilettenpause auf dem Weg. Sollte ich diesen ersten Wecker versnoozen, läutet um 5:48 Uhr der zweite Wecker. Da ich so gut wie nie snooze, stelle ich diesen zweiten Wecker direkt um 5:47 Uhr wieder aus.
5:50 Uhr den Zehntklässler wecken und selbst wieder schlafen gehen bis zum dritten Wecker um 6:20 Uhr. Der Zehntklässler hat mittlerweile geduscht und sich auch noch einmal schlafen gelegt. Er ist sozusagen ein Nachdemduschensnoozer. Wir haben schon öfter darüber gesprochen, ob er nicht lieber 20 Minuten länger schlafen möchte morgens, aber nein, er liebt es, nach dem Duschen zu snoozen. Logischerweise geht um 6:21 Uhr mein vierter Wecker, den ich aber bereits um 6:20 Uhr schon ausgestellt habe, denn, wie Sie bereits wissen, snooze ich so gut wie nie, aber denke vorher immer, vielleicht möchte ich ja doch. Nun wird die Siebtklässlerin geweckt, die eigentlich immer sagt, sie müsse nicht geweckt werden, sie würde sich immer selbst einen Wecker auf 6:15 Uhr stellen, aber jedesmal wenn ich um circa 6:22 Uhr bei ihr reinschaue, schläft sie noch. Also gut, Siebtklässlerin geweckt und ich gehe wieder schlafen bis zu Wecker Nummer Fünf um 6:50 Uhr. Wecker Nummer Sechs um 6:51 Uhr, Sie wissen wieso.
Zeitung holen, Kaffee machen für den Zehntklässler und mich und frühstücken. Mein Frühstück besteht aus einem Diätshake, dessen erwünschte Wirkung zwar noch auf sich warten lässt, der aber ein äußerst praktisches Frühstück darstellt. Um 7:00 Uhr schreibe ich den Kindern Unterrichtsbefreiungen für den morgigen Schultag wegen der bevorstehenden Hauptprobe meiner Lieblingsoper Tosca. Um 7:13 Uhr verabschiede ich die Kinder und schreibe um 7:15 Uhr eine Mail an die Kinderchororganisationsfrau.
Um 7:20 Uhr verstecke ich die Fernbedienung des Fernsehers vor der Putzfrau. Nicht, weil diese etwa fernsehen würde anstatt zu putzen, sondern weil die Fernbedienung kaputt ist und man sie vielleicht ja noch reparieren könnte, aber nicht mehr, wenn ein kleines, loses Teil fehlt, was es nach der Anwesenheit der Putzfrau mit Sicherheit tun würde.
7:22 Uhr duschen. 7:28 Uhr Zähne putzen und letzte Makeup Reste vom Vortag entfernen. Besorgt den Unterkieferknochen betrachten und beschließen, so bald wie möglich den Zahnarzt aufzusuchen. Da gibt es eine verdickte Stelle am Knochen und vor etwa 12 Jahren hatte ich so etwas schon einmal. Damals hatte sich eine Entzündung um in einer Wunde stecken gebliebenes Abdruckmaterial gebildet und über einen Zeitraum von etwa 5 Jahren hinweg ein großes Stück vom Kieferknochen zerfressen. Sollte da womöglich noch mehr Zeugs drin sein in dem Knochen, hieße das, dass diese Entzündung sich nunmehr seit etwa 17 Jahren still und heimlich vor sich hin entzündet. Das wäre äußerst unschön. Der Sache muss also auf den Grund gegangen werden!
7:31 Uhr anziehen.
7:34 Uhr Geige und Noten für die Quartettprobe als auch die Noten für die Streicherklasse ins Auto packen.
7:35 Uhr Winterreifen ins Auto tragen.
7:45 Uhr Abfahrt.
8:00 Uhr Reifenwechseltermin. Die Reifenwechselmänner singen Skyfall und sind um 8:06 Uhr fertig. Schnellster Reifenwechseltermin ever. Fühle mich ein wenig wie in der Boxengasse. Daraus ergibt sich die ungeahnte Möglichkeit, vor der Quartettprobe doch noch einmal nach Hause zu fahren für eine weitere Tasse Kaffe und um die Sommerreifen auszuladen und in der Garage aufzuhängen. Beim Aufhängen allerdings leicht erschlagen worden vom Reifen vorne links. Trotzdem noch Zeit, 15 Minuten zu üben, die ich zwei Tangos widme: Sur und Extasis.
Ich fahre ins Nachbardorf zur Streichquartettprobe, die um 9:00 Uhr beginnt. Ich kaufe unserem ersten Geiger drei unserer Jubiläums-CDs ab, da es Bestellungen von Kollegen aus der irischen Band gibt. Geraume Zeit nimmt dann die Aufstellung für die Probe in Anspruch, da wir die Tangos in anderer Aufstellung im Konzert spielen und diese auch so proben möchten. Die Reihenfolge des Tangoprogramms wird festgelegt, dann proben wir Sur und Extasis. Anschließend Menuett, ersten und letzten Satz von Haydns Reiterquartett und schließlich noch den ersten Satz Schostakowitsch.
Um 12:00 Uhr ist die Probe beendet und ich fahre an die Schule für den Streicherklassenunterricht. Erste Anlaufstelle, wie auch bereits schon letzte Woche, ist das Hausmeisterkabuff, wo aber leider schon wieder kein Hausmeister anzutreffen ist. Dort liegen für uns Streicherklassenlehrer nämlich Parkplatzkarten bereit, damit wir nicht jedesmal an der Schranke klingeln müssen.
12:30 Uhr die Streicherklassenjungs, wir bereiten uns aufs Konzert vor. 13:15 Uhr suche ich erneut das Hausmeisterkabuff auf, diesmal mit Erfolg. Merke: schüttel niemals wieder dem jüngeren der beiden Hausmeister die Hand! Festester Händedruck ever, es besteht Handbruchgefahr. Höchst amüsiert stelle ich fest, dass es im Hausmeisterkabuff, das eigentlich kein Kabuff ist, sondern ein tageslichtdurchfluteter Raum, aussieht wie in meiner Küche. Also von der Ordnung, bzw Unordnung her.
13:20 Uhr die Streicherklassenmädels, wir bereiten uns aufs Konzert vor.
Um 14:05 Uhr sammele ich meine eigenen Kinder ein, die die gleiche Schule besuchen, und wir machen uns auf den Heimweg. Im Einkaufszentrum auf dem Weg holen wir uns Chinese Take Away Mahlzeiten, außerdem startet der Zehntklässler den Versuch, eine neue Fernbedienung zu kaufen, leider ohne Erfolg. Ich staune über die Weihnachtsdekoration im Einkaufszentrum, da hier offensichtlich die Osterdekoration reanimiert wurde. Lustige Hasen und Igel, die sich putzig um kleine, verschneite Häuschen scharen.
Lustig auch die ältere Dame mit Rollator, begleitet offensichtlich von ihrem Sohn, der, einen Einkaufswagen schiebend, kaum mit ihr Schritt halten kann. "Mach langsam! Du hasch immer noch denne Drive druff wie vorher."
14:40 Uhr zu Hause ankommen. Essen.
Geigen- und Klavierschüler von 15:00 Uhr bis 19:45 Uhr. Zwischendurch die Kinder verabschieden, die sich auf dem Weg zur Bühnenprobe von Tosca machen.
Um 19:45 Uhr ins Auto setzen, um die Kinder abzuholen. Treffen in der Theaterkantine, Abendessen dort.
21:30 Uhr wieder zu Hause.
21:35 Uhr nach Fernbedienungen im Internet suchen.
Den heutigen Tag aufschreiben.
Und gleich noch den aufgezeichneten Tatort vom letzten Sonntag gucken.

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Die Meinung zum Tatort interessiert mich noch : )

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Ich bin da nicht so anspruchsvoll und mag eigentlich fast jeden Tatort. Und dass es diesmal gleich zu Anfang einen Mord gab, fand ich schon mal gut, und auch das ganze zwischenmenschliche Gedöns.
Also kurz und gut: ich mochte den Tatort. :)

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: )

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Und selbst?

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Entschuldigen Sie bitte die Verzögerung, aber mich hatte die gefährlichste Krankheit überhaupt etwas aus dem Verkehr gezogen: die extrem fiese Männererkältung. Immer an der Grenze zum Tod stehend, verbrachte ich ein paar Stunden mehr in der Horizontalen als sonst. :D

Also, Frau Violinista, das mit den Weckern - sechs?!? - gibt mir doch etwas zu denken... Haben Sie ein extra Nachttischchen nur für Wecker? Ich würde kein Auge mehr zu tun, immer in dem Bewusstsein, dass ja eh im Minutentakt wieder einer losbimmelt...

Das mit dem wieder ins Bett gehen nach dem Duschen von Ihrem Zehntklässler finde ich großartig! Der Mann weiß, was sich gut anfühlt, zum Beispiel frisch geduscht, noch leicht nass im wohlig, warmen Bett zu liegen... Morgens hätte ich persönlich dafür vermutlich keine Ruhe, aber abends, vor dem ins Bett gehen.

Das mit den Entschuldigungen erschließt sich mir nicht so ganz, ich dachte, Sie seien die Musikerin in der Familie, sind denn bei Tosca alle beteiligt? Oder brauchen Sie, um Ihre musikalische Schaffenskraft vollends zu entfalten, Ihre Lieben als moralische Stütze immer um sich? Man hört das ja immer wieder von Stars, dass die mit einer riesen Entourage erscheinen... :D Benötigen Sie auch überall weiße Dahlien? Und ein spezielles Himalaya-Mineralwasser? Oder treten da ausschließlich die Beiden auf? Ja, soll wohl, wenn Sie sie abends dann wieder abholen. Hm..

Sehr weitsichtig Ihre Aktion mit der Fernbedienung, ich hatte auch mal eine junge Dame - das waren noch Zeiten... :-\ -, die alles sehr gern vor mir versteckte und irgendwie meine Wohnung und Schränke nach dem Prinzip der chaotischen Lagerhaltung beackerte. Tassen und Teller blieben zwar schon in der Küche, aber in welchem Schrank sie landeten, bestimmte meiner Meinung nach eine höhere, mir nicht bekannte Macht.

Das mit dem Kiefer ist sehr unschön, ich drücke alle vorhandenen Daumen, ist bestimmt nur ein harmloses Was-auch-immer-da-so-wachsen-kann-am-Kiefer.

So für einen Tag als Hospitant wäre dann ja der Nachmittag für mich am interessantesten, der Musikunterricht. Ich würde einfach in einer Ecke sitzen und sehr, sehr post-pubertär verklärt der Geigen- und Klaviermusik lauschend aus dem Fenster sehen... :D Vermutlich spielen einige aber auch so, dass ich lieber Tosca mit Ihren Kindern lausche, oder?

Für mich so als Single und Buchhalter hört sich so ein Tag natürlich u-n-g-l-a-u-b-l-i-c-h verwirrend und chaotisch an und ich würde nach geraumer Zeit vermutlich einfach wie die anderen Spielzeuge in der Duracell-Hase-Werbung schlapp machen und seitlich vom Stuhl sinken.

Aber einen Tag würde ich schaffen! ;-)

Fünf Stunden Schlaf sind hoffentlich die Ausnahme und nicht die Regel...^^

Vielen, lieben Dank für die Mühe, allein vom Lesen bin ich schon so erledigt, als wäre ich dabei gewesen. :D

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Zunächst einmal gute Besserung Ihnen und dem Männerschnupfen. Beziehungsweise dem Männerschnupfen ein "Weiche, Satan!"
Natürlich stehen da nicht sechs Wecker auf meinem Nachttisch. Die sind alle platzsparend auf dem iPhone untergebracht.
Die Siebtklässlerin ist auch eine Nachdemduschengernimbettliegerin. Praktischerweise duscht sie allerdings abends, da muss sie dann nicht gleich eine viertel Stunde später wieder raus.
Der Papa Opernsänger, die Mama Geigerin, da bleiben die Kinder natürlich nicht unverschont. Sie sind beide im Theaterkinderchor, daher Tosca. Und ich selbst war ja nur aushilfsweise einige Jahre am Theater, unterrichte mittlerweile hauptsächlich und bin freischaffend tätig. Aber bei Tosca nicht dabei. Von der Mamataxiposition mal abgesehen.
Unsere Putzfrau hat übrigens die Order, keinerlei Geschirr in Schränke zu räumen. Sie ahnen den Grund.
Und ja, lieber Tosca lauschen als den Schülern. Da gibts auch mehr zu gucken.
Wenn Sie den Nachgetragenen Donnerstag lesen, sehen Sie, dass hin und wieder die Möglichkeit besteht, vormittags versäumten Nachtschlaf nachzuholen. Was einerseits den Nachteil hat, dass vieles unerledigt bleibt, aber andererseits auch den Vorteil, dass ich bei dem Weckerspiel zwischen 5:47 Uhr und 6:51 Uhr noch so müde bin, dass ich problemlos jederzeit und direkt weiterschlafen kann.
In diesem Sinne: Gute Nacht!
(Auch wenn der Wecker diesmal später klingeln wird.)

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