Zu Beginn der Geigenstunde:

"Frau Violinista, ich hatte heute ein sehr spannendes Erlebnis! Und zwar bin ich das allererste Mal in meiner ganzen Schullaufbahn im Unterricht eingeschlafen. So richtig mit Kopf auf die Tischplatte knallen und so!"

Eher spooky als unterhaltsam:
Während des Onlineunterrichts mit einer Geigenschülerin tönte plötzlich eine Stimme aus ihrem ausgeschalteten Handy, das in der anderen Ecke ihres Zimmers am Ladekabel hing. Sprache unbekannt, vermutlich Chinesisch.

Mozartkugeln aus Salzburg, einen Schoko Nikolaus und folgende Unterrichtssituation:

"Ah, bevor wir anfangen zu spielen, noch eine dringende Frage. Weil Sie kennen sich ja immer mit allen lebenspraktischen Dingen so gut aus. Sind Mandarinen runtergezüchtete Orangen oder Orangen hochgezüchtete Mandarinen?"

Ich konnte die Mutter des Schülers, der unbedingt aufhören möchte, davon überzeugen, dass das doch ein prima Weihnachtsgeschenk für ihn wäre, aufhören zu dürfen.
Halleluja.

Ein Schüler, der echt überhaupt keine Lust mehr hat auf Üben und den wöchentlichen Unterricht, aber dessen Mutter möchte, dass er noch dabei bleibt, ein bisschen wenigstens, wie sie sagt, aber dies schon seit geraumer Zeit.

Und dann der Schüler, bei dem momentan alles ein bisschen viel ist und der daher derzeit nicht so gut zum Üben kommt, der aber wirklich gern weiter machen möchte, aber dessen Mutter sagt, er müsse unbedingt entlastet werden zeitlich, damit mehr Energie für die Schule übrig bleibt, und ihn daher abmeldet.

Also, da wäre Frauentausch doch jetzt echt mal sinnvoll!

Inspiriert vom gestrigen Beitrag Frau Novemberregens habe ich heute dann auch mal zusammengetragen, welche Fragen ich auf meiner Arbeit so gestellt bekomme.

Voilà:

Können wir nächsten Sommer die Europahymne nochmal auffrischen?

Ist eigentlich nächsten Freitag Unterricht?

Wieso hängt die Uhr nicht an der Wand?

Darf ich noch auf Toilette gehen?

Wieso liegt die Uhr da auf dem Tisch?

Welches Lied ist das?

Wieviel kostet eine E-Saite?

Haben Sie sich verguckt oder extra falsch gespielt?

Das ganze, oder nur diesen Teil, den wir eben gespielt haben?

Bis dorthin?

Soll ich den Notenständer ans Klavier bringen?

Was ist hier und hier denn anders? Wieso kann man nicht beide Male dasselbe spielen?

Was schreiben Sie sich da denn immer auf?

Haben wir das nicht auf der E-Saite?

Von wem ist nochmal dieses Lied da? Von Peer Gynt?

Kann ich kurz auf Toilette?

Kennen Sie das Musical Starlight Express?

Meine Favoritenfrage war die fünftletzte. Die ich übrigens wahrheitsgemäß beantwortet habe. Mal schaun, ob das Kind nun googelt ... ;)

Die noch sehr neue Schülerin übt bei geöffnetem Fenster.
Nach fünf Minuten klingelt das Telefon. Es ist die Nachbarin. Die sagt zur Geigenkindmama, sie hört da was durchs Fenster und will wissen, wer die Töne produziert. Das schlechte Gewissen meldet sich sofort, von wegen Fenster auf, aber gleichzeitig auch Empörung. Weil nämlich keiner gleich zum Hörer greifen würde wegen Flugzeugen oder Autos, die da draußen weitaus lautere und unschönere Geräusche von sich geben. Aber bei Kindern und Musik, da ist gleich jeder schnell dabei.
Die Nachbarin legt nach. Man höre das ja überall und das sei soooooo schön und der Sohn muss das jetzt auch und unbedingt und sofort und genauso.
Geigenkindmama baff.
Und fragt mich dann im Unterricht nach meinen freien Kapazitäten.
Doch nicht nur diese sind: erschöpft.