Freitag, 5. November 2021
WMDEDGT 11/2021
Auch in diesem Monat interessiert sich Frau Brüllen wieder dafür, was wir alle so machen den ganzen Tag am Monatsfünften. So war es bei mir:


Luxusvariante Porridge heute mit Himbeeren und Kiwi. Apfel und Pekannüsse sowieso. In letzter Zeit ja kaum noch Energie zum kochen, ernähre mich hauptsächlich von Convenience, Takeaway und Lieferessen, aber morgens für die Porridge Zubereitung reicht's doch irgendwie immer noch. Immerhin.
Ist ja nicht mal so, dass ich beruflich so wahnsinnig viel zu tun hätte. Die Konzerte laufen zwar wieder an, aber die meisten Anfragen muss ich leider absagen. Proben- und Konzerttermine überschneiden sich mit zu vielen anderen, bereits feststehenden Terminen und natürlich mit meinem Unterricht. Mit etwas Aufwand ließen sich manche dieser Termine und auch der Unterricht zwar verschieben und ich könnte mich wie früher abhetzen zwischen Schüler*innen, Altersheim und Konzert, aber dazu fehlt mir derzeit die Energie. Dauerschmerzen seit 40 Jahren, das hinterlässt Spuren. Und der ganze Physiotherapiekram kostet halt auch Zeit. Überall kleine Übungseinheiten eingebaut in den Alltag. Das frisst so viel Zeit für so viel anderes und letzten Endes werden die Schmerzen trotzdem immer schlimmer und es raubt mir alle Energie und am Ende des Tages will ich nur noch fernsehen, egal was und sonst nichts.

Nach dem Frühstück eine kleine Übeeinheit Klavier für das ambitionierte Vorhaben, zusammen mit einem meiner Schüler ein Adventskalendertürchen der Musikschule zu bespielen. Eventuell ein wenig hoch gegriffen, denn meine pianistischen Fähigkeiten sind leider begrenzt. Ich hadere sehr damit. Denn eigentlich hätte ich ja sehr viel lieber Klavier statt Geige gelernt in meiner Jugend, leider gab es keine verfügbaren Lehrkräfte und auch keinen Platz zum Aufstellen eines Instruments in der Mietwohnung meiner Eltern. Und jedes Mal, wenn ich am Klavier sitze, bedauere ich, dass meine Abertausend Übestunden vor und während des Studiums in die Geige und nicht in das Klavier geflossen sind. Tja. Aufholen lässt sich das jetzt leider nicht mehr. Vielleicht im nächsten Leben dann.

Physiotherapietermin. Bei der Lieblingsphysiotherapeutin ist auch immer eine gute Portion Psychotherapie mit dabei.

Einen Altkleidersack zum Container gebracht.

Und einen Brief an die Bank zur Post.

Kurzbesuch auf der Terrasse von einer der Besuchskatzen. Wollte weder Leckerli noch Streicheleinheit, sondern nur kurz hallo sagen. Und wahrscheinlich überprüfen, ob ich mich gefreut habe über die Maus, die sie mir gestern auf die Terrasse gelegt hatte. Zufrieden betrachtete sie die leere Stelle. "Ja, Katze, hat prima geschmeckt, dankeschön." (Nicht mir, aber sicherlich der herbeigetrippelten Elster, die die Maus, wie ich beobachten durfte, geschickt mit dem Schnabel aufnahm und mit ihr davonflog, aber das verraten wir hier niemandem.)

Ein Kleiderpaket durchprobiert. Ein paar schöne Sachen dabei.

Und siehe da: Genug Energie zum kochen, hurra. Currypfanne mit Huhn und viel Gemüse und Basmatireis. Ein wenig überwürzt, aber schon recht lecker.

Der Student erwacht und zeigt mir auf dem Handy Bilder einer Wohnung, für die er sich interessiert.

Meine Mutter im Altenheim besucht. Kleidung zum kennzeichnen abgegeben in der Hoffnung, dass alles passt. Vor der Kennzeichnung alles durchprobieren klappt nicht mehr und mit Kennzeichnung kann man die Sachen dann natürlich nicht mehr umtauschen. Als ich kam, saß meine Mutter gerade im Speisesaal bei Kaffee und Kuchen, bzw Milch und Kuchen. Angehörige im Speisesaal sind noch nicht wieder erlaubt, daher Umzug mit Sack und Pack, also Kuchen und Milch, in das Zimmer meiner Mutter. Vom Kuchen, Käsekuchen mit Kirschen, hat sie tatsächlich ein bisschen was gegessen. Bei der ersten Kirsche das Gesicht verzogen, die zweite Kirsche ausgespuckt und danach insgesamt eine eher skeptische Haltung zum Kuchen eingenommen.
Dann habe ich ihr die Hände eingecremt, unser neues Ritual, das mag sie sehr gern. Reibt oft schon ihre Hände zur Begrüßung gegeneinander, wenn ich komme. Und wir haben uns zum wiederholten Mal die Aufnahme des Ständchens, das die Studentin mir kürzlich zum Geburtstag gesungen hatte, gemeinsam angehört.
Den aktuellen Medikamentenplan ausdrucken lassen und mitgenommen. Drei DIN A4 Seiten, Wahnsinn. Wobei nach einem Gespräch mit ihrer Hausärztin seit gestern alles nur noch Kür ist und nicht mehr Pflicht. Essen, trinken, Medikamente, sie wird zu nichts mehr gezwungen. Palliative Versorgung.

Auf dem Heimweg getankt.

Noten zusammengepackt für die Probe morgen früh in der Musikschule und den Unterricht außer der Reihe mit einer Schülerin, die mittlerweile überwiegend nur noch Onlineunterricht bei mir hat, da sie studiumsbedingt vor einem Jahr umgezogen ist. Aber am Wochenende ist sie hin und wieder noch bei ihren Eltern und wenn ich dann auch mal außer der Reihe an der Musikschule bin, können wir das mit einer Präsenzstunde verbinden. Aktuell haben wir uns länger nicht gesehen, auch nicht Online, denn die letzten drei Monate war sie als Aupair in Südfrankreich und hat für die Zeit eine Geigenpause eingelegt.
Den Notenständer des Mannes der Lieblingskollegin ins Auto gepackt, den er bei einer Mugge neulich vergessen hatte und ich war noch vor Ort und nahm ihn an mich. Mal schaun, ob es morgen eine Gelegenheit zur Übergabe geben wird. Zur Probe mitnehmen werde ich ihn nicht, dazu ist er zu massiv und ich habe ohnehin schon genug Zeug dabei. Aber vielleicht finden wir ja Zeit, um zwischendurch zusammen zum Auto zu gehen. Und wenn nicht, dann übermorgen.

Gespräch mit dem Studenten übers Einparfümieren. Seine Methode: hinter den Ohren, im Nacken und aufs Brustbein. Nichts davon kommt bei mir an. Er ist einfach viel zu groß, all seine Duftnoten spielen sich oberhalb meiner Nase ab. Ich demonstriere den Herzbruchschen Badezimmertanz (im Wohnzimmer und natürlich vollständig bekleidet), er würdigt mich keines Blickes, vermutlich bin ich peinlich. Ich schlage ihm Parfumspritzer auf den Knöcheln vor, damit er von unten hochduften kann, er meint, ich hätte einfach null Ahnung von Duftmolekülen.

Eine weitere Überunde am Klavier, im oberen Stockwerk rappt der Student. Ich übe mit Metronom bis mir schwindlig wird. Schnell was trinken, Schokolade essen und ein paar Rückenübungen gemacht.

Ich beschließe, nichts anstrengendes mehr zu tun heute, werfe mich in die Schlunzklamotten und mit Wärmflaschen auf die Couch.
Es ist noch Nudelsalat von gestern da. Und Curry von heute.

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Dienstag, 5. Oktober 2021
WMDEDGT 10/2021
Monatsfünfter, da möchte Frau Brüllen wissen, was wir alle so machen den ganzen Tag. Bei mir passierte folgendes:

Noch viel zu aufgewühlt von der Dramatik des gestrigen Tages erst gegen 5 Uhr morgens eingeschlafen und entsprechend müde beim Weckerklingeln aufgewacht.
Mit gereizten Augen und schmerzender Schulter und LWS.
Den Wecker direkt auf eine halbe Stunde später gestellt und einige für vor dem Unterricht angedachte Erledigungen auf morgen verschoben. Dann natürlich doch nicht mehr geschlafen, sondern mich auf Twitter rumgetrieben.
Porridge. Draußen riecht's nach Herbst.
Notentasche gepackt für die Musikschule. Und den ganzen Rest.
In der Bäckerei ein belegtes Brötchen als Mittagsessenproviant für die Autofahrt erstanden und verzehrt.
Musikschulnachmittag. Perfekte Ablenkung für meine Gedanken, die immer noch um den gestrigen Tag mit dem Drama rund um meine Mutter kreisen.
Auf der Heimfahrt Telefonat mit Frau Novemberregen und jetzt noch Sofa und TV.

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Sonntag, 5. September 2021
WMDEDGT 09/2021
Frau Brüllen möchte auch in diesem Monat wieder wissen, was wir am Fünften den ganzen Tag so machen. Ich habe keine Ahnung, ob ich mich bei ihr auch zwei Wochen später noch eintragen kann, denn ich hatte mir zwar ein paar Notizen gemacht am Fünften und hier im Blog einen Platzhalter angelegt, aber inzwischen haben wir schon den 18. September und erst heute komme ich dazu, diesen Blogbeitrag zu verfassen.



Monatsfünfter, der Tag beginnt mit einem Porridgefrühstück auf der Terrasse am Teich.

Es ist Sonntag und nach langer, langer Zeit tatsächlich mal wieder ein Arbeitstag. Konzerttag in Speyer.

Oha, wie war das noch gleich? Was braucht man da alles? Die Packroutine ist völlig verlorengegangen. Pult, Pultlampe? Sind die Batterien noch gut? Und die Ersatzbatterien übers Jahr noch nicht ausgelaufen? Für den Notfall sicherheitshalber noch eine Mehrfachsteckdose mit laaangem Kabel einstecken, wer weiß schon, wie weit im Altarraum der unbekannten Kirche die nächste Steckdose entfernt ist. Wenn es denn überhaupt eine gibt. Mist, da liegt nur eine weiße, wo ist die schwarze, die mit dem ganz ganz langen Kabel? Die in der richtigen Farbe, denn weiß geht halt leider gar nicht. Ah, da, gefunden.

Kollegin1 eingesammelt, auf dem Weg zu ihr an einer sonntags geöffneten Bäckerei noch schnell Proviant für mittags besorgt, ein belegtes Brötchen mit Lyonerwurst und einen kleinen O-Saft.
Beim Einsteigen vermeldet Kollegin1, dass sie weder gefrühstückt noch Mittagsproviant dabei hat, von Müsliriegeln abgesehen, also machen wir auf dem Weg zu Kollegin2 erneut den Schlenker zur sonntags geöffneten Bäckerei. Bei Kollegin2 angekommen ist dann auch schon Zeit und Gelegenheit für eine erste Toilettenpause, außerdem inhaliere ich schnell noch ein klitzekleines Stückchen von dem Bienenstich, den sie für uns bereithält.
Die Gespräche auf der Fahrt nach Speyer ranken sich hauptsächlich um unsere pflegebedürftigen Mütter. Bei Kollegin1 zwar noch kein Pflegefall, aber die Eltern hochbetagt und es gilt, ein paar Dinge im Voraus zu planen, da sie im Ernstfall mit ihren Schwestern zusammen über mehrere Kontinente hinweg agieren werden muss.

In Speyer angekommen vor der Anspielprobe schnell noch die Toilette aufgesucht (eine für alle, juchhu, nicht), Geige auspacken, Pult aufbauen, Pultlampe justieren. Keine Zeit mehr, mich um ein eventuelles Verlegen der Mehrfachsteckdose zu kümmern. Die endgültigen Sitzplätze verschieben sich während so einer Anspielprobe ohnehin noch öfter mal und dann inklusive Kabelgedöns umzuziehen, wäre viel zu kompliziert. Denn die Hände sind ja nicht frei, sondern mit Geige und Bogen belegt. Anspielprobe also ohne Lampe, um die Batterien zu schonen. Heiteres Töneraten.

Zwischen Anspielprobe und Konzert ein kleiner Spaziergang, auf dem ich das belegte Brötchen verzehre. Im Gemeindehaus gibt es Kuchen, aber mir ist erstens nach Luft und Tageslicht und zweitens nicht nach süß und schon gar nicht nach Enge.

Konzert mit Pultlampe, hurra, damit klappt das Töneraten schon viel besser. Zumindest dann, wenn der Pultnachbar nicht alles zu sich rüberzieht. Ist wie mit geteilter Bettdecke. Und wie bei der Bettdecke auch ständig die Gefahr, dass bei zuviel Überhang alles seitlich runterfällt. Ich lotse den Pultbachbarn durchs Programm, übernehme seine Aufgaben mit, was insofern schwierig ist, als dass ich nicht an seiner Position sitze und demzufolge von den andern Stimmführern nicht angespielt werde.
Das Violinkonzert des Konzertmeisters wie immer wunderschön. Bin jedesmal fasziniert, da er so gar keine künstlerische Aura um sich hat und eher aussieht wie ein in die Jahre gekommener Tennisstar (in der Generalprobe noch im weißen Polohemd, daher wohl meine Assoziation), aber dann spielt er jedesmal mit so selbstverständlich innigem Ton.

Gespräch auf der Rückfahrt hauptsächlich über Brillen und Augenoperationen und zu Hause dann noch ein am Abend aufgenommener Tatort oder Polizeiruf, so genau weiß ich das nimmer, ist ja schon etwas her.

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